Zum Hauptinhalt springen

Lesung mit Hans Bollinger: Unterwegs in Polen

Erstellt von Karl-Heinz-Kocar | | Rückblick

Ein literarischer Samstagnachmittag am 9. Februar um 15 Uhr auf Burg Lüdinghausen.

Die Kaffeetafel war gut besezt, der Apfelkuchen schmeckte: Rund 40 Interessierte folgten jetzt der Einladung der Deutsch-Polnischen Gesellschaft in die Cafeteria der Burg Lüdinghausen. Sie hingen dem saarländischen Autor, Poeten und Sänger Hans Bollinger an den LIppen, der von seinen Erfahrungen mit polnischen Menschen und Landschaften aus mehr als 40-jähriger Verbundenheit zu berichten wusste.

"Unterwegs in Polen" ist der Titel des Buches, in dem er ganz unterschiedlich gestimmte Anekdoten zu Erlebnissen zwischen Krakau und Masuren, zwischen Oberschlesien und Przemysl versammelt hat und aus dem er nun einiges mit lebhafter Gestik vortrug, auch mit viel Humor und immer wieder einem Schmunzeln im Gesicht.

"Mein alter Volksschullehrer hatte in dern 1950er Jahren die Sehnsucht nach Osteuropa in mir mit alten Filmen geweckt, Filme über das alte Danzig, die masurischen Seen und die Kurische Nehrung", verriet Bollinger den Zuhörern. Und als der Autor sich 1976 anschickte, eine junge Frau aus Zabrze zu heiraten, wurde die Sache mit Polen für ihn sehr konkret. Amüsant erzählte er von Abenteuern an Ostblock-Grenzen und von bürokratischen Hindernissen, die erst durch "Schmiermittel" überwunden wurden, von Schlangen vor Lebensmittelgeschäften und ausgelassenen Familienfeiern.

Bewegend auch die Schilderung, wie er auf einer Wanderung plötzlich auf einer Waldlichtung bei Krempna vor einem Gedenkstein stand, der auf  einen Massenmord an 1250 Juden durch Nazi-Schergen im Jahre 1942 hinweist.

Und da Bollinger wusste, dass Lüdinghausens Partnerstadt Nysa/Neisse das Grab des Joseph Freiherr von Eichendorff beherbergt, las er besonders gern auch aus dem Kapitel über Schloss Lubowitz bei Ratibor, wo der romantische Dichter 1788 zur Welt kam.

Als alter „Wandervogel“, der Stimme hat und gut mit einer Gitarre umzugehen weiß, sang Bollinger schließlich mit viel Gefühl das melancholische Lied von enttäuschter LIebe, das Lied vom „Mühlenrad“, das „in einem kühlen Grunde“ geht - eine "typisch romantische" Allegorie auf das menschliche Leben zwischen Geburt und Tod.

Man hatte am Ende den Eindruck, dass dieser Nachmittag auf der Burg Lüdinghausen allen Besuchern gefallen hat, auch der Schriftstellerin Jutta Richter aus Herbern, die mit Hans Bollinger befreundet ist.

Zurück
Lesung mit Hans Bollinger: Unterwegs in Polen
Foto©: H.Schwarz