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Städtepartnerschaft Lüdinghausen-Nysa

Eine Städtepartnerschaft steht auf zwei Pfeilern:  auf dem der persönlichen Begegnungen Einzelner und von Gruppen hüben und drüben („tu i tam“) und auf dem der institutionellen Verankerung in Politik und Verwaltung einer Stadt. In jeder Partnerschaft geht der offiziellen Besiegelung ein Tasten und ein Finden voraus.

Dass die Gruppe „Pax Christi“ in Lüdinghausen im Jahre 1985 darauf drängte, nach der kurz zuvor begonnenen Annäherung an die französische Stadt Taverny auch eine Verbindung mit einem Land jenseits des „Eisernen Vorhangs“ ins Auge zu fassen, kam nicht von ungefähr:  Im Jahre 1982 bereits waren am Gymnasium Canisianum „Polentage“ gestaltet worden, die auf vielfältige Weise das Nachbarland nahe brachten. Ein Religionskurs der Schule begab sich 1987 nach Auschwitz. Eine Jugendgruppe aus St. Ludger war 1988 in Neisse zu Gast.

Pfarrer Günther Grothe, der die Stadt Nysa/Neisse in Oberschlesien als Partnerstadt ins Gespräch brachte, konnte aus seiner ersten Reise nach Schlesien im Jahre 1974 und einigen Jugendbegegnungen auf einige Kontaktadressen aus dem  kirchlichen Bereich zurückgreifen. Vor allem kannt er den Neisser  Pfarrer Mikołaj Mróz, der vor und nach der politischen Wende  eine Schlüsselstellung  in Neisse inne hatte.

Als Mitglied des „Initiativkreises“ machte Grothe sich dann im Mai 1986 mit einer kleinen „Kundschaftergruppe“ auf den Weg nach Neisse. Erste Reaktion von Pfarrer Mróz : „Kontakte  - ja gern, aber nicht mit den Leuten aus der Politik! Mit denen verhandeln wir nicht!“

Doch längst brodelte es in Polen: Die Gewerkschaft  „Solidarność“ hatte auch in Neisse Fuß gefasst. Und als im August 1986 eine Gruppe  Lüdinghauser Jugendlicher und Erwachsener - auch Bürgermeister Josef Holtermann war dabei - am Ende eines Fußpilgerweges nach Tschenstochau bei Pfarrer Mróz  einkehrte, hatte dieser bereits Persönlichkeiten aus der Stadt zu einem Gespräch eingeladen, darunter auch Vertreter der oppositionellen Solidarnosc-Bewegung.

In den Jahren danach gab es oftmals Tage musikalischer Begegnung. So war die Jugendmusikschule  Lüdinghausen 1989 zu Gast bei der Musikschule Neisse – zum gemeinsamen Musizieren. Nach dem begeisternden Abschlusskonzert  stellte Peter Kopmeier dem zuständigen Vertreter der  Wojewodschaft Oppeln die Frage, ob er sich wohl eine offizielle Partnerschaft  trotz der politischen Systemunterschiede vorstellen könne. „Ja, aber nur, wenn Gorbatschow am Ruder bleibt!“, war dessen  Antwort.

Auch in Lüdinghausen gab es Vorbehalte: Seitens einiger Heimatvertriebener wurden Bedenken geäußert, ob  es denn  ausgerechnet eine ehemals deutsche Stadt sein müsse – statt einer „urpolnischen“.

Doch der Stein war ins Rollen gekommen, und eine Reihe von Besuchen hier und dort  auf politischer, schulischer, sportlicher, musikalischer und kirchlicher Ebene endeten mit tiefen Eindrücken von der gegenseitig erwiesenen Gastfreundschaft. Auch den politischen Systemwechsel konnten die Lüdinghauser in Neisse schrittweise und hautnah miterleben.

Groß war deshalb die Freude, als im Mai 1992 in Neisse und am 15. Mai 1993 im Lüdinghauser Kapitelsaal die Partnerschaftsurkunde unterzeichnet wurde.

Das alte Neisser Theater

Blick in die Geschichte: Das alte Neisser Stadttheater

Heute steht an seiner Stelle das „Kulturhaus“ ("Dom Kultury“). Einen Steinwurf von der Jakobuskirche entfernt, liegt es mitten in Nysa. Hier werden Abiturienten feierlich verabschiedet, hier finden alljährlich große städtische Veranstaltungen wie das „Triton-Fest“ (das auf Neisse mit seinem Triton-Brunnen als Schlesisches Rom anspielt) statt. Engagierte und innovative Neisser Bürger erhalten dann eine Art „Oscar“, wenn sie im sozialen oder wirtschaftlichen Bereich besondere Akzente gesetzt haben. Hier gibt es klassische Konzerte und Jazz. Hier kann man Schauspiel erleben. Die Rede ist vom alten Stadttheater an der Grabenstraße, das im März 1945 vollständig ausgebrannt ist.

Neisser Kneipenkultur

Kneipen gibt es mittlerweile viele in Neisse. In einer aufstrebenden Studentenstadt kein Wunder!